Trailer: Die Stimme der Folter

Trailer: Die Stimme der Folter

In einer DTJ-Serie mit dem Übertitel: “Die Stimme der Folter”, Folter und als Staatsgewalt – Ein chronischer Zustand in türkischer Haft, kommen die Opfer zu Wort. 

Zum Teil sind es persönliche Berichte, zum Teil basieren die Aussagen auf Beobachtungen und Erzählungen von Mitinsassen. Die Qualitätsstufe der Aussagen werden in den einzelnen Beiträgen kenntlich gemacht. Doch in allen Fällen handelt es sich um authentische Erfahrungen aus der Zeit in Untersuchungshaft und Gefängnissen. Die Echtheit der Aussagen und der Personen liegt in allen Fällen der Redaktion vor. Die Betroffenen gehen zum Teil offen, zum Teil lieber anonym vor die Kamera. Für viele ist die Erinnerung an die Tortur noch unvergessen, einfach zu frisch. Andere hingegen wollen Verwandte in der nicht in Gefahr bringen und möchten um jeden Preis unerkannt bleiben. DTJ geht mit den individuelle Wünschen nach Anonymisierung mit bestem Wissen und Gewissen um.

Die Serie wird in regen Abständen ab dem 20. Dezember auf www.dtj-online.de zu lesen und auf Youtube zu sehen sein.

TRAILER – Stimme der Folter

In dem Trailer kommen insgesamt drei Personen vor. Ein kurdischer Kommunist aus Gaziantep, der zuletzt in eine kleine Teestube betrieben hat. Er nennt sich heute Cemil Bozani. Das Land hat er verlassen, nachdem zwei seiner Söhne auf bislang ungeklärte Weise zu Tode gekommen sind. Er beschuldigt den Staat, seine Söhne erschossen zu haben, um einen alten Kommunisten auch Jahre nach den politischen Anspannungen in den 70´er – 80´er Jahren zu bestrafen. Nach eigenen Angaben habe er seine Söhne aus seinem politischen Einsatz für den Sozialismus stets rausgehalten. Cemil Bozani ist mit hohem Alter aus der Türkei zu Fuß geflohen. Der Weg war steinig und schwer, er führte über Berge, durch Schlamm und gefährliche Gewässer. „Ich musste mich an Soldaten vorbeischleichen und tagelang gehen, ohne anzuhalten.“ Heute lebt Bozani alleine auf der Straße. „Es tut mir leid, ich bin ein wenig dreckig. Ich lebe auf der Straße“ sind die ersten Worte, als wir uns zum Interview treffen. Seine größte Hoffnung ist, dass er eine kleine Wohnung findet und bald arbeiten kann.

Der Exil-Journalist Cevheri Güven kennt die Zustände in türkischer Haft aus nächster Nähe. Als Güven in seiner Funktion des Chefredakteurs der Zeitschrift „nokta“ eine Titelseite mit herausbringt, auf dem ein Selfie vor dem Sarg eines türkischen Soldaten schießt, wird er vom AKP-Gründer persönlich verklagt. Cevheri Güven musste bereits vor dem rund zwei Monate in das Silivri Gefängnis, in dem nun der Deutsch-Türkische Journalist Deniz Yücel sitzt. Als Güven kurz nach dem vom 15. Juli 2016 seinen Namen auf Listen von bekannten AKP-Trolls entdeckt, beschließt er mit seiner Familie das Land zu verlassen. „Diese Trolls hatten mit vorherigen Listen bewiesen, dass sie tatsächliche Gefahren vorhersagen. Da ich wusste was auf mich zukommen könnte, bin ich geflohen“. Cevheri Güven lebt nun in Griechenland und recherchiert fortlaufend die Geschichten politischer Flüchtlinge aus der Türkei.

Der dritte Interviewpartner ist ein ehemaliger Häftling und Lehrer. Da nach wie vor Verwandte von ihm inhaftiert sind, will er aus Angst seinen Namen nicht preisgeben. Nennen wir ihn Cezmi Börtü. Er wurde als einer der ersten Personen, mit dem konkreten Vorwurf, Mitglied einer bewaffneten zu sein, festgenommen und ins Gefängnis gesteckt. Nach dem Putschversuch, schildert Börtü, kamen schlagartig neue Insassen zu ihnen ins Gefängnis und viele waren schwer gefoltert. Die Spuren von Folter und Misshandlungen seien in vielen Fällen noch zu sehen gewesen.

Die Texte aus dem TRAILER – Stimme der Folter

Frage: Sie sprachen von Folter…?

Bozani: “Es gibt Folter. Es gibt keine Folter vor laufender Kamera. Aber es gibt ein Programm hinter der Kamera. Die zerren dich in die Toilette und verprügeln dich dort. Der Typ schlägt dich ja nicht im Anwälteraum, doch nicht vor laufender Kamera.”

Güven: “In nahezu allen Untersuchungshaft-Vollzugsanstalten finden Druck, physische Folter, psychische Folter, das Hungern lassen und viele weitere grausame Praktiken Anwendung. Das alles gehört mittlerweile zu den ganz normalen Verhörmethoden. Mit neuen Gerichtsbeschlüssen hat die Regierung dafür gesorgt, dass Sicherheitsbeamte für ihre Taten während des Ausnahmezustands nachträglich nicht zur Rechenschaft gezogen werden können.”

Börtü: “Es kam ein Mann in unsere Zelle. Seit zwei Monaten zum ersten Mal ein neues Gesicht. Aber beim Gang durch den Flur schlug er seinen Kopf andauernd gegen die Wand. Nach langer Zeit jemand von draußen und dann ein psychisch verstörter Mann. Später erzählte er, dass die Polizisten ihn ständig nach Namen gefragt haben. “Nenne uns Namen!” Obwohl er kooperierte, beispielsweise die Namen von ehemaligen Mitarbeitern nannte, wollten sie mehr. Er sagt: “Ich kenne sonst niemanden, ich kann ja nicht einfach lügen”. Dann fordern sie ihn auf ein Papier zu unterzeichnen. Als er sich weigert bedrohen sie ihn mit seiner Frau. “Deine Frau ist im Nebenraum… eine wirklich hübsche Frau…” Dann haben sie seine Frau vor seinen Augen vergewaltigt. Er wurde gezwungen zuzuschauen….”